Wie entstehen meine Gedichte?
Manche Leser bezeichnen meine Kreativität als merkwürdig ausgefallen und die Entstehung
meiner Gedichte und Kurzgeschichten müsste wohl unter Einfluss von Drogen stattgefunden
haben. Mir nahestehende Menschen freuen sich über meine bildhaften Erzählungen und
sind von ihrer Lebendigkeit begeistert. Genau betrachtet sind es häufig ungeklärte
Situationen, die durch meine Gedichte von Innen nach Außen transportiert werden. Oft
unbewusst, doch bei genauerem Hinsehen unverkennbar. Gesehenes und Gefühltes mit
Worten auszuschmücken bereitet mir eine riesen Freude.
Selbstredend schreibe ich nur in bestimmten Phasen meiner Erkrankung und bin in dieser
Zeit sehr darauf bedacht auch alles sofort, ungefiltert festzuhalten.
Es unterliegt keinem Zwang und fällt mir zu, ohne Anstrengung. In dem Prozess existiert kein
„Richtig oder Falsch“. Meine Gedanken sind frei, ohne jegliche Zensur. Sie entspringen aus
meiner ausgeglichenen Mitte, was in mir eine wohltuende Zufriedenheit erzeugt. Das
Festhalten gibt mir ein Gefühl von innerer Ordnung und schafft gleichzeitig Raum für Neues.
Ich persönlich benenne das Geschriebene schlicht als „Sichtbare Gedanken“ und lege keine
allzu große Wertung in die Entstehung und das Ergebnis. Wie ich es oft genug spüren
konnte sind Ausstehende wesentlich kompetenter eine Bewertung abzugeben.
Björn Filsinger
Glück gehabt
Ein Fuchs pirscht durch den Wald
Er ist zerknirscht, denn ihm ist es kalt
Plötzlich läuft er immer schneller
Der Grund dafür ist das tosende Geräusch von einem Sportflugzeugpropeller
Der Flieger stürzt mit einer lauten Explosion kurz hinter ihm ab
Der Fuchs geht einfach langsam weiter und denkt nur kurz:
„Das war knapp“
Zuhause im Bau angekommen wird er von seiner Frau nicht mehr angenommen
Sie erschießt ihn wortlos begleitet von einem lauten Knall
Der Fuchs ist sofort tot und kommt sofort zu Fall
Kurz zuvor hatte die Frau Kenntnis erhalten von seinem erneuten Betrug
Und war es endlich Leid, sie hatte einfach genug
Björn Filsinger • April 2021
Nischen
Einer kleinen Meise wurde beim Fliegen immer schlecht
Insekten aus der Luft fangen klappte daher auch nicht so recht
Sie war eifrig und trainierte jeden Tag
Jedes Mal vergeblich, sie ständig wieder vor Angst auf dem Boden lag
Verhöhnt von den Kollegen und oft in den Hintern gepickt
Die Meise mit Sorge in die Zukunft blickt
Nun konnte sie aber gut singen
Ein guter Freund ihr riet das doch auf die Bühne zu bringen
Die ersten Auftritte machten ihr viel Mut
Auch ihrem Selbstbewusstsein tat es sehr gut
Jetzt gibt sie Benefizkonzerte in der ganzen Welt
Erntet viel Ruhm und kommt auch klar ohne viel Geld
Sie hat ihre Nische gefunden und ist sehr froh
Manchmal geht’s halt unkonventionell
Mit offenem Blick, einfach so
Björn Filsinger • April 2021
Der Wettkampf
Das große Rennen „Käfer gegen Wurm“
Wer ist wohl Erster oben auf dem Turm?
Der Startschuss fällt, Herr Wurm sich schnell zusammenbiegt
Frau Käfer einfach Richtung Spitze fliegt
Sie hatte vor Freude das Regelwerk ignoriert
Und wird deshalb sofort disqualifiziert
Es gab das Verbot die Flügel zu benutzen
Die Jury wollte ihr sogar vorm Start dieselben stutzen
Nun ist der Wurm der Sieger,
denn der Käfer kann nicht anders
sie ist halt ein Flieger
Und die Moral von der Geschicht:
Denk Dir eine aus, denn vor mir bekommst Du sie nicht
Björn Filsinger • April 2021
Depression und Manie
Sie schlummern als Co-Existenzen in deinem Innersten
Immer präsent und ständig auf Krawall gebürstet
Den Finger haben sie locker am Abzug
Warten nur auf einen Auslöser um mit dir in den Krieg zu ziehen
Du besitzt nur eine Waffe um dich zu schützen gegen einen Ausbruch
Die Achtsamkeit
Diplomatie ist ihnen fremd
Sie sind nur auf ihren eigenen Vorteil aus
Einmal zu spät reagiert und nicht genug auf dich geachtet,
nutzen sie sofort schamlos und brutal ihre Chance
Ohne Unterstützung von außen hast du dann meistens schon verloren
Sie übernehmen das Ruder, steuern dich aus dem sicheren Hafen
Weit hinaus ins grenzenlose Meer
Dort herrscht Gedankensturm, dem du haltlos ausgeliefert bist
Kentern und Untergang vorprogrammiert
Die Seenotrettung kann dich dort auch nicht mehr orten,
denn schon länger wusste niemand mehr in welchem Element du dich grade aufgehalten hast
Björn Filsinger • Januar 2022
Perspektiven
Ein Mann fühlte sich das ganze Leben lang wie ein Zwerg
Eines Tages kam ihm der Gedanke „ich besteige mal einen Berg“
Er wollte sich die Welt von oben anschauen
Vielleicht wie die Anachoreten leben und sich dort oben eine Hütte bauen
Als er den Gipfel fast erklommen hatte schaute er sich kurz um
und warf einen Blick zurück ins Tal
Alles dort unten erschien winzig klein und er fühlte sich groß wie ein Pottwal
Lange hockte er auf einem Fels und dachte nach
Der Abendnebel schob sich schon langsam über das Tal wie ein Dach
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fiel ihm eine Erkenntnis in den Schoß
Es ist doch nicht entscheidend ob klein oder groß
Auf die Perspektive kommt es an
So lebte er weiter in seinem Dorf im Tal als erfüllter und zufriedener Mann
Björn Filsinger • Januar 2022
Nur ein Name
Du bekommst einen Namen ohne Deine Zustimmung
Dein Werdegang beeinflusst von äußeren Einflüssen
Dasein oft ohne Anwesenheit
In Schubladen gepresst, die so gar nicht auf Dich zugeschnitten sind
Selbstbestimmtes Handeln eine wunderschöne Illusion
Doch auch ohne eigenen Namen weißt Du selbst am besten wer Du bist
Björn Filsinger • Januar 2022
Nicht zu ändern
Ein Weg, den ich mir nicht ausgesucht habe
Ein Weg, den ich gar nicht beschreiten wollte
Ein Kampf, den ich nicht ausfechten wollte
Ein Kampf, der so viele Verlierer hervor bringt
Stationen ohne Weg nach Draußen
Stationen, die keiner kennen möchte
Verluste, denen ich nicht ausweichen konnte
Verluste, die schmerzten und unvergessen bleiben
Ein Leben oft nicht lebenswert
Ein Leben, das ich versuche zu ertragen
Ein Sinn nicht ersichtlich
Vielleicht einfach nur Wahnsinn
Björn Filsinger • Januar 2022
Sieger
Auch eine Niederlage ist ein Gewinn
Eine negative Erfahrung vielleicht eine Bereicherung
Etwas Suboptimales überdenken
Die Aufforderung andere Wege zu beschreiten
Handlungen zu überprüfen
Sich zu reflektieren und dabei nicht zu wichtig zu nehmen
Das Ziel scheint immer gewinnen zu müssen
Doch wie schnell verlieren wir dabei unsere Nächsten aus den Augen
Miteinander zu kreieren und zu schaffen scheint doch immer besser
als ständig zu versuchen neue Einzelrekorde aufzustellen
Björn Filsinger • Januar 2022
10.12.2024Abschlusskonferenz der BMBF-Forschungsgruppe SALUS
04.12.2024Film "bipolar hautnah" und Diskussion
04.12.2024Film und Diskussion
25.11.2024Online-Befragung und Interview
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