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Gedichte von Holger Rudolph

Ich war schon immer ein Schreiber. Neben der Musik ist das Verfassen von Gedichten, Gedanken und Texten ein weiteres, wichtiges Ausdrucksmittel. Ich stelle hier bei "DGBS kreativ" eine kleine Auswahl meiner Arbeit vor. Gerne verbinde ich Texte auch mit Bildern und Klängen. Das hilft mir, die Welt so zu zeigen, wie ich sie wahrnehme.

Das Leben ist ein Geschenk, auch wenn uns diese Betrachtungsweise manchmal schwer fällt. Für mich ist jeder Tag eine Einladung, Neues zu entdecken oder zu schaffen. Manchmal ist es Licht - manchmal Dunkelheit. Doch in der Spanne beider Pole befindet sich eine Fülle an Kreativität, die mein Leben sehr bereichert. Das ist der Spannungsbogen meine Existenz.

Ich bin seit meinem 18. Lebensjahr bipolar, was mein Dasein in allen Bereichen schwierig, außergewöhnlich und zugleich sehr lebendig gemacht hat. Dieser daraus resultierenden Bandbreite an Erfahrungen und Emotionen versuche ich in meiner Kunst Ausdruck zu verleihen.

Mehr Informationen über mich auf meiner Website


Teilweise in der Psychiatrie entstanden:
Metamorphose
Stille
Weg
Dürre
bipolar
Sonnenfänger
Nacht des Geiers




Metamorphose

Er trat ans Ufer des Lebens,
schweigend,
sein Antlitz spiegelnd im Strom der Zeit,
fassungslos.
Was in Jahren erschaffen,
zerklüftet,
aus Furchen unsichtbarer Dimensionen des Seins.
Er blickte auf,
verloren,
in des Horizontes verschwommener Ferne,
verirrt.
Er legte den Kopf in die Hände,
ruhend,
sank ab zum Nukleus der Seele,
hoffend,
aus den Tiefen des Selbst sich zu erklären.
Doch, als er sich traf,
staunend,
über des anderen Ich,
fragend,
erwachte er aus dem Traum,
sehend.

© Holger Rudolph


Stille

Im Rausch des Lebens wirbelnd,
gejagt von Zeit und Raum.
Sind Augen müde irrend,
als wäre es ein Traum.
 
Kaum Rast am Rand der Steppe,
dürstend nach des Friedens Quell.
Legt sich über uns die Decke,
dumpf und dunkel, niemals hell.
 
Freiheit ringt nach Luft sodann,
geschnürt der Hals zur Enge.
Hände suchend dann und wann,
im trocknen Sand der Menge.
 
Aufgegeben, blickend stumm,
himmelwärts nur suchend.
Fliegt ein Schmetterling herum,
findet eine Seele fluchend.
 
Flatternd weist er seinen Weg,
tief hinein nach innen.
Zögernd folgend auf dem Steg,
gedankenschweres Sinnen.
 
Tiefer, immer tiefer sinkt,
was zuvor noch starrend.
Lösend langsam weiter dringt,
jetzt nicht mehr beharrend.
 
Da ward es plötzlich still im Sein,
am Ende dieser Reise.
Die ein Anfang scheint zu sein,
auf ganz besondre Weise.
 
Weder gestern noch das Morgen,
existieren in der Zeit.
Nur das Jetzt löst all die Sorgen,
lächelnd und mit Freundlichkeit.
 
Stille gibt dem Leben Liebe,
Liebe gibt dem Leben Freud.
Freude öffnet sich dem Frieden,
Frieden wird im Herz gezeugt.
 
Und bleibt im Herzen Stille groß -
wird alles neu, was hoffnungslos.

© Holger Rudolph


Weg

Von Wellen angespült,
gestrandet am Ufer der Hoffnung.
Aufgenommen in der Blüte des Lebens,
mich selbst rettend.
Auf der Suche nach dem,
was ich nicht kannte
und mir verborgen blieb.
Scheinbares, schillerndes Glück,
erlösende Frucht des Friedens,
mit mir und der Welt!?
Dann plötzlich sah ich mich -
mit der Reife der Jahre,
hinterfragend, was hinter mir lag -
im Aufbruch und erkennend,
dass ich noch nicht fand,
was dem Innersten nicht zuteil wurde.
Und schließlich...
Begegnung mit dem Selbst.
Hinabschauend in den Krater -
der riesig aufklaffte,
wie eine Wunde -
begann ich mühsam,
diesen zu schließen.
Stein um Stein, Stunde um Stunde,
Tag um Tag -
bis er geschlossen sein wird
und erloschen
das Wehklagen aus der Tiefe.
Dann werde ich ihn gegangen sein,
den steinigen Weg,
den mühsamen Weg,
den einzigen Weg - zu mir selbst.

© Holger Rudolph


Dürre

Trockenheit auf dem Grunde des Seins,
es mangelt der Blüten tränkender Quell.
Jahre der Dürre sind ins Lande gezogen,
gebrandschatzt der fruchtbare, wurmreiche Boden.
 
Da stehst du nun, in geißelnder Sonne,
ausgesetzt wie ein Hund.
Überlassen hat man dir den Rest deines Lebens,
selbst sollst du’s richten, dein Dasein und Glück.
 
So irrst du umher, kannst weder leben noch sterben.
Du atmest ohne Luft und isst ohne Nahrung.
Nackt hat man dich hinausgeworfen,
arm an allem, was leben heißt.
 
Mit Wut schreist du ins Nichts,
doch die Leere des Widerhalls lässt dich verzweifeln.
Von jetzt an kannst du wählen zwischen vita und mortis
oder du versteigerst deine Seele.
 
Doch der Preis ist hoch:
Verkaufst du deine Seele, so wirst du niemals frei sein.
Wählst du den Tod, so wirst du nie gelebt haben.
Willst du aber leben, so wirst du aus Sandkörnern
deine Welt bauen müssen.
 
Wenn du also leben willst,
so beginne den Wüstenboden mit deinen Nägeln zu pflügen
und wässere ihn mit deinen Tränen.
Dann, irgendwann, wird deine Beharrlichkeit
eine Oase daraus werden lassen.

© Holger Rudolph


bipolar

das dazwischen ist ein niemandsland,

ein graues grau ganz schwerelos.

kräfte walten folgenschwer

an seinen rändern gnadenlos.

gezweiteilt muskelstarke seele,

triumphierend hoffnungslos.

farbenfrohe kreationen,

schwarze löcher sinneslos.



weiße gipfel kristalliner sonne,

deren täler arglos wellen schlagen.

keine zeit zum innehalten,

reflektierende pedanterie.



freude heute, morgen schwere,

übermorgen zu viel quere...

und doch -

wachstum an der innren lehre.

© Holger Rudolph


Sonnenfänger

Ruhe im Anbruch des Tages,
schweigende Winde der Nacht.
Trümmer der Träume entschwinden,
haben ihr Mahlwerk vollbracht.

Mit Schwingen der Sehnsucht hinauf,
die Gipfel wartend im Licht.
Atmende Freiheit wird finden,
wer blaset den Staub vom Gesicht.

Mit weiten Armen nun sammelnd,
die Strahlen so frisch wie der Tau,
der da liegt unter grünenden Linden,
stellt sich glitzernd und leuchtend zur Schau.

Im Auge beginnt’s nun zu funkeln,
und weitet sich tief in das Herz.
Will alles im Sein nun verbinden,
und fließen von da himmelwärts.

Der Sonne mit Fängen entgegen,
bläst Dunkel und Trübsal hinfort.
Lässt Schatten gleichsam entschwinden,
befreiet vom finsteren Hort.

© Holger Rudolph 2012


Nacht des Geiers

Blutroter Mond am Horizont,
kaum Licht im Dickicht der Gefühle,
als ob nur Eis im Innern wohnt,
das Herz erfriert an dieser Kühle.

Im Kopf die graue Schattennacht,
sie will nicht weichen, bis vollbracht,
was an kahlen Bäumen Ängste schrei'n,
weit ins tiefe Dunkel rein.

Da sitzt er oben auf den Wipfeln,
wartend auf die Stund' der Macht.
Kommt von fernen, schwarzen Gipfeln,
sein Begehren ist entfacht.

Die Nacht des Geiers zieht herauf,
das Leben soll zum Aas verkommen.
Geduldig wartet er darauf,
bis jeder Herzschlag ist zerronnen.

Willst du entkommen, rüste dich.
Nimm das Schild der Hoffnung auf.
Pfeil und Bogen, zögre nicht,
spanne noch im schnellen Lauf.

Er und du, das ist das Spiel,
such' Befreiung, gleit' im Licht,
welches führt zum hehren Ziel,
damit du nicht allein zerbrichst.

© Holger Rudolph

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