Das Schreiben von Gedichten hängt sehr eng mit meiner bipolaren Erkrankung zusammen. Im Sommer/Herbst 1979 begann meine Krankheit mit einer manischen Phase. Anfang Oktober wurde ich stationär eingewiesen. In meiner verzweifelten Verliebtheit fing ich an Gedichte zu schreiben, die zu meinem Mädchen kommen sollten, was aber nicht geschah.
Als ich Mitte Dezember 1979 entlassen wurde, hatte ich mit einer starken Depressivität zu kämpfen. Meine Gedichte habe ich dann auch weggeschmissen. Ein Jahr später, in den Winterferien, als ich meine depressive Phase auf die Spitze getrieben hatte, kam urplötzlich und für mich bis heute unerklärlich, der Umschwung in Richtung Euphorie/Manie. So konnte ich mein Abitur noch mit einem guten Ergebnis absolvieren und bestand die schriftlichen und mündlichen Prüfungen mit der Note "Eins".
Im Sommer 1981 habe ich mich wieder so stark in die Manie gesteigert, dass ich ins Krankenhaus musste. Die Medikamente wurden vorher von meiner Nervenärztin vollständig abgesetzt. Ich begann erneut Gedichte zu schreiben, die ich aber bis heute behalten habe. Diese Gedichte waren jedoch alle unreif. Auch alle anderen "Werke", die ich, meist sporadisch, in den 80er Jahren schrieb, gelten als solche. Erst ab den 90er Jahren wurden meine Gedichte gehaltvoller. Die meisten der hier wiedergegebenen Gedichte stammen vom Ende der 90er Jahre.
Ich verfasste zahlreiche Gedichte, um andere zu erfreuen (besonders Mädchen) und um die Probleme, die ich mit meiner Krankheit hatte, zu bewältigen. Seit Beginn des neuen Jahrhunderts befasse ich mich mit dem Ersinnen von Aphorismen und hörte mit dem Gedichteschreiben allmählich auf. Durch das Durcharbeiten vieler populärwissenschaftlicher Bücher gewann ich relativ großen Einblick in meine Krankheit und deren Bewältigung.
P.S.: Ich möchte allen Lesern meiner Gedichte ans Herz legen, NIEMALS!!! die vom Arzt verordneten Medikamente alleine abzusetzen!
* Uwe R. Kade ist ein Pseudonym.
Stille
In deinen Augen
Weit entfernt und unbekannt
In Verirrungen
Mein Ideal
Trennung
Abschied
Angst vor der Angst
Ein neuer Tag
Was ist Glück
Stille -
keine Worte, die befrei'n,
drückend schwere Stille -
ich bin allein.
Still die Wand,
von draußen klingt kein Laut.
Still das Buch,
worin ich grad geschaut.
Stille -
ich wandle um das Wort
Wille
und ich eile fort.
© Uwe R. Kade
In deinen Augen spiegelt sich
immer wieder die Welt,
die du erlebst.
Erkenne sie jedesmal neu
und verlange nicht von mir,
dass ich sie dir erkläre!
Es sind deine Augen
und es ist dein Verstand.
Gebrauche beides
und nimm allein nur meine Hand!
© Uwe R. Kade
Nirgends ist der Platz so nah
und weit, sehr weit entfernt,
als ich dich damals plötzlich sah,
als ich dich kennengelernt.
Du nanntest keinen Namen.
Du sagtest keinen Ort.
Ob wir uns näher kamen?
Wir liefen beide fort.
Mädchen, ich weiß nur - du bist charmant
und könntest wissen wo ich bin.
Du bist mir völlig unbekannt
und doch so tief in meinem Sinn!
© Uwe R. Kade
Wo sind deine Träume?
Dein Suchen nach einem Sinn?
Sind sie verflogen
in den Verirrungen eines Irrtums?
Dein Streben nach Idealen,
nach einer grenzenlosen Wahrheit,
einem Hoffen auf ewiges Glück!
Doch was dann bleibt
ist ein stummer Geist,
Schicksal eines unerfüllten Lebens
und Zeit, die ungenutzt vergeht.
© Uwe R. Kade
Mein Ideal ist nicht die Sonne,
die hernieder brennt,
auch nicht ein ferner Stern,
den man erkennt,
nicht das große Meer,
das braust und tobt.
Auch nicht ein Gott,
der schilt und lobt.
Mein Ideal ist die Gemeinschaft
in der ein Funke Freiheit keimt,
wo ich in Frieden und Geborgenheit
mit allen Menschen stets vereint.
© Uwe R. Kade
Was war -
was wird, wenn die Morgendämmerung kommt.
Durchwachte Nacht.
Deine Stimme dringt noch nach,
durch die wache Nacht.
Hingeworfene Worte
in einer überlebten Zeit
mit Dir.
Was war mein Verbrechen ?
Nein trauern werde ich nicht,
aber es ist bitter zu verstehen,
dass es aus ist mit unserer Zweisamkeit.
Du bist gegangen
und die Nacht hält mich wach.
© Uwe R. Kade
Ich hätte es vorher nicht geglaubt,
doch die Trennung fiel mir leicht.
Unsere Liebe war eine Rose ohne Duft.
Nur eine Blume, die nach außen blühte.
Ein Hafen mit abgestandenem Wasser.
So fühlten wir einander,
dass wir die Zärtlichkeit vergaßen.
Warum konnte ich sie nicht bewundern?
Und tat sie es bei mir?
Es war eine Liebe der Vernunft,
ohne die Zutaten des Herzens!
© Uwe R. Kade
Was ist wenn diese Angst wiederkommt?
Die Angst nicht sprechen zu können,
dann muss ich vermeiden,
dass ich angesprochen werde.
Was soll ich dann tun?
Jedes Wort vergrößert meine Angst
und lähmt meinen Atem!
Ich kann mich nicht wehren,
bis ich an dieser Angst ersticke,
umgeben von feindlichen Stimmen.
Was wollen sie von mir?
Schritte höre ich vor meiner Tür.
Sie kommen und gehen vorüber.
Ich finde keine Ruhe.
Ich habe Angst vor dem Morgen.
Was ist, wenn diese Angst wiederkommt?
Ich habe Angst vor der Angst!
© Uwe R. Kade
Ich will nicht streiten
über das, was ich tat
und was fehlgeschlagen ist.
Heute ist ein neuer Tag.
Was getan ist getan
und was nicht -
Ich muß es heute besser machen.
Dieser neue Tag
so wie er
breche auch ich aus dem Dunkel hervor.
Was mich bedrückte
ist so nichtig
geworden durch diesen neuen hellen Tag!
© Uwe R. Kade
Glück ist das Fließen der Gefühle
in einem Schwebezustand.
Man verliert den Kontakt zum Boden,
auf dem man steht.
Ein kleiner Anstoß genügt zum Umfallen.
Drum darf man nicht allzu lange
in seinem Glück schwelgen.
Altes Glück verweht.
Will man es halten,
wird es ranzig
und man verwehrt sich
das Kommen eines Neuen.
© Uwe R. Kade
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04.12.2024Film "bipolar hautnah" und Diskussion
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