Depressiv zu sein, ist wie am Grund des tiefen Meeres zu liegen. Ich bin umgeben von Kälte und Dunkelheit, nicht ein Lichtblitz oder Sonnenstrahlen dringt zu mir hindurch/wärmt mich.
Ich bin allein, ganz allein. Ab und zu kommen komische Wesen an mir vorbei, die mir gefährlich erscheinen, die mir Angst machen, weil sie mir fremd sind.
Manchmal habe ich das Gefühl, von der Schwere des Wassers erdrückt zu werden oder der Sauerstoff geht mir aus.
Ich sehne mich zurück in die Zeit in der ich an der Oberfläche geschwommen bin. Ich habe aber das Gefühl, niemals mehr nach oben zu gelangen. Ich versuche immer wieder nach oben zu tauchen, aber es gelingt mir nicht. Ich werde immer wieder in die Tiefe gezogen.
Doch auch wenn ich schon lange den Glauben daran verloren habe, es an die Oberfläche zu schaffen, schaffe ich es Stück für Stück nach oben.
Es ist ein langer Weg und kostet mich unendlich viel Kraft. Ohne die Hilfe von Menschen die mich lieben oder von professionellen Therapeut*innen/Psychiater*innen, hätte ich es nie ganz nach oben geschafft. In dem Moment, indem ich der Oberfläche immer näherkomme, nehme ich vereinzelte Lichtstrahlen wahr, ich spüre wie das Wasser wärmer und wärmer wird.
Ich nehme bunte Fische um mich herum wahr, die sich freudig im Wasser tummeln. An der Oberfläche angekommen, sehe ich die Schönheit dieser Welt und spüre die Leichtigkeit im Wasser zu schwimmen. Jederzeit kann ich ans Ufer schwimmen und mich ausruhen, was Leckeres essen und mit meinen Liebsten eine Sandburg bauen.
Nur wenn ich mich dem Gefühl der Schönheit des Lebens zu arg hingebe, kann es passieren, dass mir Flügel wachsen und ich anfange abzuheben.
Vom Blick aus der Vogelperspektive nehme ich die Farben und Formen noch viel bunter und schöner wahr. Ich gebe mich dem Gefühl des Fliegens völlig hin und fühle mich so frei wie noch nie!
Alle schlechten Gedanken, Erinnerungen, Regeln und Fesseln sind weg. Ich habe sie weit hinter mir gelassen. Dieses Gefühl möchte ich mir gerne für immer bewahren. Doch wenn ich nicht aufpasse, kann es sein, dass ich immer weiter nach oben fliege, soweit, dass ich die Erde verlasse und mich im Weltall wiederfinde. Dort bin ich noch schwereloser als zuvor und die Erde scheint immer unbedeutender und winziger zu werden.
Leider geht mir mit der Zeit auch der Sauerstoff aus und alles um mich herum wird vernebelt und außerirdisch. Ich fange an mich zu fragen, ob die Erde und die Menschen die ich kenne überhaupt existieren oder ob das alles nur ein Traum war.
© Sandra B.
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