Ich lebe mit den Besonderheiten der Bipolaren Störung (vermutlich) seit mehreren Jahrzehnten. Mit der Diagnose Bipolare Störung Typ II setze ich mich seit drei Jahren auseinander.
Bei der Auswahl der folgenden Bilder habe ich versucht, dem ständigen Auf und Ab in meinem Leben zu entsprechen und einige typische Arbeiten zusammengestellt.
Am Anfang des Jahrtausends begann ich mich mit der Aquarellmalerei zu beschäftigen. Vor allem Landschaftsaquarelle entstanden in dieser Zeit. Exemplarisch für diesen Zeitraum habe ich zwei Aquarelle mit Motiven aus meiner unmittelbaren Umgebung (Mecklenburg-Vorpommern) ausgewählt.
Das Motto dieser Aquarelle könnte "Mit leuchtenden Farben der Liebe gemalt" lauten. Beinahe sechs Jahre schwebte ich "über dem Strich"; mindestens zwei Hypomanien sorgten für einen extrem großen "Output".
Im Jahr Februar des Jahres 2012 wurde ich mit der Diagnose Bipolare Störung Typ II konfrontiert. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt (in anderer Sache) begann ich, mich mit den Besonderheiten der Erkrankung zu beschäftigen, hatte Fragen über Fragen. Was ist Manie? Wer bin ich? Und was ist die Depression?
Nach einer mehrjährigen Kreativpause begann ich, mich malend und zeichnend mit der Krankheit auseinanderzusetzen.
Während die Bipolare Störung seit mehreren Jahrzehnten in meinem Leben eine Rolle spielte, verleideten mir seit Ende des Jahres 2010 chronische Muskelschmerzen das Leben. Dieses Problem spiegelte sich in meinen Bildern ebenso wider wie der Versuch, der Depression ein Gesicht zu geben.
Nach einer langen Phase, in der sich die Auseinandersetzung mit meiner Krankheit in meinen Bildern widerspiegelte, begann ich 2013 neue Themen aufzugreifen. Ich versuchte Techniken zu entwickeln, die es mir ermöglichen mein Unterbewusstsein "sprechen" zu lassen.
Ich fand Materialien und Werkzeuge, die mir ein hohes Maß an Spontaneität während des Malens bzw. Zeichnens ermöglichen. Polypropylen-Malgründe, Spachtel, Folien und Rohrfedern sind zu Werkzeugen meiner Wahl geworden; Pinsel habe ich von meinem Arbeitsplatz verbannt.
Viele meiner Bilder entstehen seither typischerweise in einem dreistufigen Arbeitsprozess. Im ersten Schritt erfolgt ein spontaner Farbauftrag mit den erwähnten Werkzeugen (oder direkt aus den Farbgläsern). Im zweiten Schritt verwende ich häufig Zeichenfedern, um Strukturen auszuarbeiten. Texte, Zitate oder auch Satzfragmente werden im dritten Arbeitsschritt hinzugefügt, um dem Suchenden eine Hilfestellung bei seiner Sinnsuche zu geben.
Oder ihn zu verwirren.
Die Hypomanie im Jahr 2012 wirkte auf mich wie eine Initialzündung. Ein längst erloschenes Feuer wurde wieder angefacht. Ich begann wieder zu zeichnen und zu malen - mit Hang zum Exzess.
Seit dieser Zeit bin ich ständig auf der Suche nach Mitteln und Techniken, um mich auszudrücken und begann 2012 aus diesem Grund einen Grafikkurs an der Kunstschule Rostock, um die Techniken der Radierung zu erlernen.
Auch in meinen Radierungen spiegelt sich sowohl die Welt in der ich lebe, als auch die fremde Welt, die in mir lebt, wider.
Zu Beginn dieses Jahres arbeitete ich an einer Radierung, die sich mit der Frage beschäftigte, wie es wäre, die Fähigkeit der Sprache zu verlieren (#72713).
Am heimischen Arbeitsplatz begann ich am 20. Februar gleichzeitig an neunzehn Tuscheblättern zu arbeiten. Eine kontrollierte "Frühjahrs-Hypomanie" kündigte sich an. Da ich im März vorübergehend als "allein betreuender" Vater eine Reihe zusätzlicher Tagesaufgaben zu erfüllen hatte, schaffte ich es erst am 30. März, wenigstens einige dieser Blätter (z.B. # 65225) zu beenden.
Sinnigerweise standen diese Arbeiten unter dem Motto "Soundtrack Of My Life". - Als ob es in meinem beinahe jugendlichen Alter an der Zeit wäre, ein Fazit zu ziehen!
Und dann musste ich eine Auszeit nehmen. Ein Schlaganfall am 31. März sorgte dafür, dass meine Welt aus den Fugen geriet. Mit deutlichen Anzeichen einer beginnenden Hypomanie befand ich mich plötzlich auf der Intensivstation eines Krankenhauses.
Ihren Höhepunkt erreichte diese Hypomanie während der Anschlussheilbehandlung in einer Klinik am Plauer See. Und hier begann ich erneut, meine Situation in Bildern zu verarbeiten.
Meine Bilder sind in den vergangenen vier Jahren ein Teil meiner Sprache geworden. Sie sind Mittel, mich anderen Menschen zu offenbaren, helfen mir aber ebenso, mich selbst zu erkennen und mit meinen gesundheitlichen Besonderheiten zu leben.
Mir ist allerdings auch klar geworden, dass im Hochgefühl, das sich bei der Arbeit an und mit meinen Bildern einstellt, eine große Gefahr lauert: die Gefahr, in eine Hypomanie zu geraten!
Dezember 2015
Mehr über mich und meine Arbeiten auf meiner Website.
Alle Bilder auf dieser Seite © Aquarius.
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