Wichtig: Wenn Sie aktuell Suizidgedanken haben, ist es wichtig, schnellstmöglich professionelle Hilfe zu suchen.
Wenn Sie sich in einer akuten Krise befinden, können Sie sich rund um die Uhr an die nächste psychiatrische Klinik wenden oder den Notruf unter 112 wählen. Auch der Krisendienst in der Region bietet schnelle Hilfe.
Sie erreichen die Telefonseelsorge rund um die Uhr und kostenfrei unter 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222.
Anlaufstellen bei Krisen oder Suizidgedanken:
Informationsmöglichkeiten:
Beratungsstellen oder auch Vereine zur Suizidprävention, die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention oder die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention halten Informationen bereit.
Soforthilfe in Krisensituationen
Je nach Region gibt es in Deutschland zahlreiche Anlaufstellen, die Unterstützung bei Suizidalität bieten. In allen Bundesländern stehen sozialpsychiatrische Dienste, zum Teil auch spezielle psychiatrische Krisendienste, zur Verfügung. Zudem sind die jeweils nach Wohnort zuständigen psychiatrischen Kliniken Anlaufstelle in der Krise. Beratungsstellen oder auch Vereine zur Suizidprävention, die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention oder die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention halten Informationen bereit.
Zusätzlich gibt es bundesweit die Telefonseelsorge unter 0800/1110111 und 0800/1110222, welche rund um die Uhr erreichbar ist.
Suizidalität
In Deutschland nehmen sich pro Jahr knapp 10.000 Menschen das Leben. Die Zahl der Suizide übersteigt demnach die der jährlichen Verkehrstoten deutlich. Laut Schätzungen der WHO suizidieren sich jährlich weltweit mehr als 700 000 Menschen. Etwa 90 % der Menschen, die einen Suizid verüben, leiden zum Zeitpunkt des Todes an einer psychiatrischen Erkrankung, hier insbesondere an affektiven Störungen, zu denen die Bipolare Störung gehört. Etwa 10- bis 20-mal häufiger als Suizide werden Suizidversuche unternommen. In der Altersgruppe der 15- bis 35-jährigen steht der Suizid nach Unfällen an zweiter Stelle aller Todesursachen.
Bipolare Störungen gehören zu den psychischen Erkrankungen mit einem besonders hohen Risiko für Suizid. Studien zeigen, dass etwa 20 bis 60 % der Betroffenen im Verlauf ihrer Erkrankung mindestens einmal suizidale Gedanken entwickeln. Etwa 15 % sterben durch Suizid, eine Rate, die deutlich über dem Durchschnitt in der Allgemeinbevölkerung liegt.
Wer ist gefährdet?
Wenn auch biologische Faktoren als eine der Hauptursachen für Suizidalität in Frage kommen, so gibt es doch eine Reihe von Risikofaktoren, die jeder Betroffene und Angehörige kennen sollte. Neben der Diagnose einer Bipolaren Störung sind das: ein Suizidversuch in der Vorgeschichte, schwere depressive Episoden im Krankheitsverlauf, eine familiäre Belastung mit Suizidalität, jüngeres Lebensalter und funktionale Einschränkungen durch die Bipolare Störung (z.B. Arbeitsplatzverlust, Ehescheidung, etc.) und Einsamkeit bzw. soziale Isolation. Auch eine Persönlichkeitsstruktur, die impulsive Merkmale hat, kann einen erhöhten Risikofaktor für Suizidalität darstellen. Suizidversuche werden häufiger von Frauen als von Männern unternommen, häufiger auch von allein lebenden Menschen und von Menschen in niedrigen sozialen Schichten. Besonders gefährdet sind Menschen während depressiver Phasen oder in der Phase des schnellen Wechselns zwischen extremen Stimmungen (z.B. beim Rapid Cycling) oder in Mischphasen, bei denen Symptome sowohl der Manie als auch der Depression gleichzeitig vorliegen.
Wie kann man Suizidalität erkennen?
Reden/Nachdenken über den Tod
Es ist ein Mythos, dass Menschen, die sich das Leben nehmen wollen, nicht darüber reden. Tatsächlich sprechen die meisten suizidalen Menschen darüber, dass sie lebensüberdrüssig sind, sich "nach Ruhe" sehnen oder ihr Leben "sinnlos" geworden sei.
Lebensumstände
Schwere Lebenssituationen, die entweder durch die Bipolaren Störungen begünstigt werden oder unabhängig von ihr auftreten, sind immer auch Warnzeichen für Suizidalität. Trennungssituationen, der Verlust des Arbeitsplatzes, finanzielle Probleme aber auch Kränkungen, Verlust des Selbstwertgefühls und Abhängigkeit von anderen Menschen durch die Erkrankung können zu Lebensüberdruss und damit zu Suizidalität führen.
Verhaltensänderungen
Häufig ziehen sich suizidale Menschen von anderen zurück, kommunizieren weniger und wirken "abwesend". Andererseits beobachtet man oftmals, dass Menschen, die beschlossen haben, sich das Leben zu nehmen, plötzlich wie "erleichtert" wirken und wieder aufgeschlossener und kommunikativer sind als zuvor. Viele Angehörige reagieren darauf mit Erleichterung, da fälschlicherweise angenommen wird, dass die schwierige Phase überstanden sein könnte. Auch das Verschenken von Eigentum, das "Ordnen der eigenen Angelegenheiten" und andere ungewöhnliche Verhaltensweisen sollten Anlass geben, ein Gespräch zu suchen, in dem Suizidalität thematisiert wird.
Selbstwert, Schuldgefühle
Dieser Aspekt der Suizidalität ist ganz wichtig, denn er wird oft unterschätzt. Gerade depressive Menschen leiden an einem fundamentalen Verlust ihres Selbstwertes und überwältigenden Schuldgefühlen. Sie fühlen sich für alles verantwortlich und schämen sich für ihre Person, ihre Erkrankung und die "Last", die sie anderen Menschen "aufbürden". Daraus entsteht oft der Gedanke, "allen ginge es ohne mich besser". Die Schuld- und Schamgefühle können so schwer ausgeprägt sein, dass sie rationalen Argumenten nicht mehr zugänglich sind und der/die Betroffene nur noch im Suizid einen Ausweg sieht.
Hoffnungslosigkeit
Hoffnungslosigkeit ist zum einen ein Symptom schwerer depressiver Episoden, kann aber zu anderen auch Ausdruck einer Lebensauffassung sein, die aus schweren Krisensituationen oder anderen belastenden Lebensumständen resultiert. Die Betroffenen sind davon überzeugt, „nie mehr Licht am Ende des Tunnels" zu sehen und „nichts mehr zu haben, wofür es sich zu leben lohnt". Solche Äußerungen können ein Hinweis auf Suizidalität sein und sollten immer ernst genommen werden.
Suizidalität kann sich in verschiedenen Formen und Stadien äußern. Je weiter das Stadium fortgeschritten ist, desto höher das Risiko eines tatsächlichen Suizidversuches.
Passive Suizidgedanken: Die betroffene Person denkt darüber nach, dass das Leben nicht mehr lebenswert ist oder wünscht sich, nicht mehr zu existieren, ohne konkrete Pläne zu haben.
Konkrete Suizidgedanken: Hier denkt der Betroffene nicht nur über den Tod nach, sondern entwickelt erste Pläne, wie er den Suizid durchführen könnte.
Suizidabsicht und Vorbereitung: In diesem Stadium bereitet sich die betroffene Person auf die Durchführung vor, trifft konkrete Vorkehrungen (z. B. Beschaffung von Medikamenten, Waffen, aber auch Organisation der eigenen Angelegenheiten wie Verfassen eines Testamentes , Abschiedsbriefes etc.).
Suizidversuch: Der Suizid wird tatsächlich versucht, allerdings kann es durch äußere Umstände (z. B. Entdeckung, Notfalleingriff) zu einem Überleben kommen.
Es gibt zahlreiche Falschannahmen in Bezug auf Suizidalität:
„Wer darüber spricht, tut es nicht.“: Das ist falsch. Viele Menschen, die suizidale Gedanken haben, sprechen darüber. Dieses Anzeichen sollte immer (!) ernst genommen werden.
„Suizid ist egoistisch.“: Suizid ist keine bewusste egoistische Handlung, sondern oft das Ergebnis einer tiefen psychischen Notlage. Betroffene sehen oft keinen anderen Ausweg aus ihrem Leid. Oftmals wollen sie leben, aber sehen keinen Weg, wie sie die Schwierigkeiten in ihrem Leben bewältigen können. Manche sehnen sich einfach nur nach „Ruhe“, weil sie mit den Turbulenzen in ihrem Leben nicht mehr umzugehen wissen.
„Das sind nur Hilferufe.“: Auch wenn Suizidankündigungen als „Hilferufe“ verstanden werden können, sind sie sehr ernst zu nehmen. Sie zeigen eine tiefe Verzweiflung und können tatsächlich in einem Suizid enden.
Einer Suizidandrohung nimmt man den Wind aus den Segeln, indem man den Kranken mutig konfrontiert („Dann mach es doch“).
Was kann man tun?
Als Angehöriger fühlt man sich zunächst hilflos und überfordert. Soll man den Betroffenen direkt auf mögliche Suizidalität ansprechen, oder bringt man damit erst recht jemanden auf die Idee, sich das Leben zu nehmen? Wie konkret soll man nachhaken? Soll man beruhigen, trösten, soll man bagatellisieren? Es gibt einige Verhaltensregeln, an denen man sich orientieren kann. Zunächst einmal gehört jeder suizidale Patient in die Hände eines Facharztes! Das ist allerdings schon der zweite Schritt. Zuvor sind es oft die Angehörigen, die erkennen müssen, ob jemand suizidal ist oder nicht.
Befreien Sie sich von dem Mythos, dass Sie durch entsprechende Fragen einen anderen Menschen überhaupt erst auf die Idee eines Suizids bringen könnten! Vielleicht haben Sie selbst Hemmungen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Indem Sie mögliche Suizidgedanken offen und taktvoll ansprechen, erleichtern Sie den Betroffenen.
Melden Sie einem suizidalen Menschen zurück, was Sie von seinen Mitteilungen verstanden haben. Beschreiben Sie es mit eigenen Worten. Benennen Sie besonders Gefühle, die oft nur mit Scheu zur Sprache kommen. Greifen Sie auch Unangenehmes auf, wie z.B. einen genauen Suizidplan. Unterbrechen Sie den Betroffenen, wenn er zu Selbstbeschuldigungen oder Verallgemeinerungen neigt. Hören Sie zu, verzichten Sie auf Parteinahme, wenn der Betroffene Wut oder Ärger ausdrückt.
Dem Entschluss, sich selbst das Leben zu nehmen, sind meist erfolglose Bemühungen vorangegangen. Erkennen Sie diese Versuche wertschätzend an und halten Sie dem Betroffenen nicht vor Augen, was er dabei falsch gemacht hat. Aus dem gleichen Grunde ist es nicht ratsam, einem suizidalen Menschen Schuldgefühle ausreden zu wollen. Auch ein eventuell vorangegangener Suizidversuch sollte nicht kritisiert werden.
Scheuen Sie sich nicht, konkret und ausführlich eventuelle Suizidpläne zu besprechen. (Wie soll der Suizid ablaufen? Welche Vorbereitungen wurden bereits getroffen? Was hielt bislang von der Ausführung des Planes ab? Wie verliefen eventuelle frühere Suizidversuche?) Je konkreter die Absichten, desto akuter ist die Gefahr eines Suizides. Sehr wichtig ist es, danach zu fragen, wie sich ein Suizid auf Angehörige, Freunde und Kinder auswirken wird. Oft hat sich der Betroffene solche Gedanken noch nicht gemacht. Sie können ihm damit helfen, eine andere Perspektive zu eröffnen bzw. sich von Suizidabsichten zu distanzieren.
Bieten Sie eine verlässliche Beziehung an. Bitten Sie umgekehrt darum, dass Ihnen die suizidale Person zusagt, sich bis zum nächsten Kontakt mit Ihnen oder einem fachlichen Helfer nichts anzutun. Verknüpfen Sie Ihre Bereitschaft zum Engagement mit einer deutlich von Ihnen ausgedrückten Erwartung: Der Betroffene sollte die Konsequenzen kennen, die es für Sie hat, wenn er sich nach diesem Gespräch das Leben nimmt. Treffen Sie aber nur solche Vereinbarungen, die einhaltbar und überschaubar sind. Verschaffen Sie dem Betroffenen sofortige Entlastung (in Form von Essen, Trinken, Schlafen). Stellen Sie für ihn Kontakte zu fachlichen Helfern her.
Weiterführende Informationen
Hilfe nach einem Suizid
Wenn ein Suizid geschehen ist, kann der Schmerz und die Verzweiflung bei den Hinterbliebenen enorm sein. Oft plagen sie Schuldgefühle oder das Gefühl, den Suizid hätten sie verhindern können. In dieser Situation ist es wichtig, ebenfalls Hilfe zu suchen, um die Trauer und den Verlust zu verarbeiten. Hier bieten sich an:
Für Selbsthilfegruppen, in denen sich ein Mitglied suizidiert hat, bieten viele lokale Selbsthilfekontaktstellen die Möglichkeit eines gemeinsamen Gespräches zur Bewältigung der Situation und für Überlegungen, wie mit ihr umgegangen werden kann.
FAZIT: Durch frühzeitige Unterstützung und einen offenen, verständnisvollen Umgang mit Suizidalität können viele Suizide verhindert werden.
Aktuelle Planungen der Regierung zur Suizidprävention
Die Bundesregierung hat im Jahr 2023 die Nationale Suizid-Präventions-Strategieverabschiedet. Ziel dieser Strategie ist es, die Suizidrate langfristig zu senken, insbesondere durch:
Stand: 10/25, NS
10.12.2025Weitere Termine!!!
Dortmund14.11.2025LL-KoPsS - Konsultationsfassung
Die Konsultationsfassung zur komplett neu erstellten Leitlinie "Psychosen mit komorbider (gleichzeitig vorliegender) substanzbezogener Störung" ist [… weiterlesen]