Bipolare Störungen (auch als manisch-depressive Erkrankungen bekannt) gehören zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland. In der Allgemeinbevölkerung wird die Möglichkeit, im Verlauf des Lebens an einer Bipolaren Störung zu erkranken, auf 1,3 bis 1,8 % für die Bipolare Störung Typ I (Manien und Depressionen) sowie auf 1 bis 3 % für die Bipolare Störung Typ II (Depressionen und Hypomanien) geschätzt, wobei die sogenannte Punktprävalenz (wie viele sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt erkrankt) bei etwa 0,5 bis 0,9 % liegt. Laut "Weißbuch bipolar" muss man insgesamt von einer Häufigkeit von bis zu 2 % ausgehen, was die bipolaren Kernerkrankungen (Bipolar I- und II-Störung) angeht. Werden auch die Erkrankungen aus dem gesamten bipolaren Spektrum berücksichtigt (Zyklothymie, schizoaffektive Störungen etc.), so werden in manchen Studien Zahlen von bis zu 5 % Betroffener in der Gesamtbevölkerung genannt.
Jeder Mensch hat bei sich selbst bestimmt schon Stimmungsschwankungen festgestellt. Wir ärgern uns, wenn wir zu Unrecht gerügt werden oder freuen uns über ein Lob. Diese Stimmungsveränderungen sind ganz normale Reaktionen auf entsprechende Lebenssituationen und ein wesentlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens. Im Gegensatz dazu kommt es bei Menschen, die an Bipolaren Störungen leiden, zu völlig übersteigerten Stimmungsschwankungen und Aktivitäten.
Typischerweise treten die übersteigerten Stimmungsschwankungen entweder ohne einen entsprechenden Anlass auf oder sie bleiben nach einer bestimmten Lebenssituation wie z.B. dem Verlust eines nahestehenden Menschen auch dann weiter bestehen, wenn die auslösende Situation eigentlich keine Belastung mehr darstellt. Die Stimmungsschwankungen entwickeln also eine Eigendynamik, die nicht mehr mit äußeren Umständen erklärbar ist. Mit Bipolaren Störungen bezeichnet man eine Gruppe krankhafter Stimmungsschwankungen bzw. -veränderungen, die sich zwischen den Extrempunkten auf der Skala menschlicher Gefühle bewegen und durchaus sehr verschiedene und individuelle Ausprägungen sowie Verläufe haben können. Es handelt sich um keine klar umschriebene Erkrankung, wie man es etwa vom Bluthochdruck oder Diabetes mellitus kennt, sondern um eine in Episoden oder Phasen verlaufende psychische Erkrankung, die das ganze Spektrum der menschlichen Stimmungszustände widerspiegeln kann. Manie und Depression bezeichnen dabei die Tendenz der Stimmungsveränderungen. Nicht selten können aber auch Krankheitszeichen der Manie und der Depression gleichzeitig vorliegen, z.B. starke Unruhe bei gleichzeitiger gedrückter Stimmung. Hier spricht man von "Mischzuständen".
Bipolare Störungen betreffen aber nicht nur die Stimmung und Antrieb, sondern haben auch Auswirkungen auf unser Denken, unsere Gefühle, unseren Körper und unsere Fähigkeit zur Lebensbewältigung. Patienten, die an einer Bipolaren Störung leiden, sind genauso „krank“ wie Menschen mit einem Herzleiden oder Diabetes. Die Erkrankung ist weder ihre eigene Schuld, noch haben die Betroffenen eine schwache Persönlichkeit. Bipolare Störungen sind behandelbare Erkrankungen, die jeden von uns treffen können.
Lesen Sie hierzu auch unsere Zeitschrift InBalance, Heft 1/2005 mit dem Schwerpunktthema "Bedeutung der Bipolaren Störung" (Zugang über das Archiv nur für Mitglieder).
Auf den folgenden Seiten erhalten Sie Informationen über Symptome, Ursachen, Verlauf, Diagnose und Therapie der Bipolaren Störung, außerdem gehen wir näher auf die Themengebiete Kinderwunsch und Schwangerschaft, Suizidalität und die Situation von bipolaren Kindern und Jugendlichen ein. Außerdem erfahren Sie mehr zum Thema Bipolare Störung und Kreativität.
10.12.2024Abschlusskonferenz der BMBF-Forschungsgruppe SALUS
04.12.2024Film "bipolar hautnah" und Diskussion
04.12.2024Film und Diskussion
25.11.2024Online-Befragung und Interview
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