Es ging mir schon lange durch den Kopf. „Was fange ich bloß mit meiner Seele an? Sie ist zu groß, eckt immer an, keiner will sie haben und dennoch hinterlassen alle ihre Spuren in ihr. Aus – Schluss – Vorbei! Ich verkaufe sie!“ dachte ich gestern.
Das traf sich gut, denn gestern war Freitag und freitags ist immer Markttag. Jeder von Rang und Namen, ob alt oder jung, arm oder reich, alle erscheinen. Ich musste mir nur noch überlegen, was ich für die alte Seele verlangen könnte. Gesellschaftlich angesehen wären sicher Erfolg, Leistungsorientierung, Leistungsfähigkeit und Besitz. Mir würden ja schon Ausgeglichenheit, Glück, Zufriedenheit, Anerkennung genügen. Ich ging also vergnügt zum Marktplatz, wohl wissend bald von meiner nervigen Seele befreit zu sein.
Ich suchte mir ein schönes Plätzchen und begann meine Seele, die etwas zerknittert war als Tuch vor mir auszubreiten. Da sah ich auf und war sehr erstaunt. Eine Frau mit langen, welligen, rotblonden Haaren und den dunkelgrünsten Augen, die ich je gesehen hatte saß auf einem schwarzen Ross mit heller Mähne. Ihre Augen waren so einprägsam. Es waren Augen, in die man sich fallen lassen konnte und geborgen war. Sie blitzten wissend und gütig ohne eines gewissen Respekts zu entbehren. „Das kann doch nicht wahr sein“, dachte ich und schaute mich um. Keiner schien sie zu bemerken, aber sie schenkte mir ein warmes Lächeln, stieg vom Pferd und besah sich das Seelentuch genau.
Plötzlich sah ich, dass das Schwarz matt schimmerte und aus Seide war. Ich sah, dass aus jeder Träne, die ich geweint hatte, Gold- und Silberfäden wuchsen, die ich und andere zu Mustern verstickt hatten, manche glänzten rostrot im Licht der Sonne. Es war mit Perlen eingefasst und Rubine waren hineingearbeitet. Ferner waren auf verschiedenen Stoffen die märchenhaften Kindheitsfarben wie „koboldblau“, „feenrosa“, „hexenlila“ sowie die grünen Schattierungen hineingewebt und auch die feuerhaften Sonnenfarben waren vorhanden. Auch mein Geisterblau war vorhanden. Die Farbe, die mich immer noch vorwärts treibt.
Besonders liebte ich doch auch die schwarzen Quadrate mit den weißen immer größer werdenden Handabdrücken und die weißen Quadrate mit den immer größer werdenden schwarzen Fußabdrücken…
Wollte ich dieses, nun gut etwas üppig gestaltete, Tuch wirklich loswerden? Auch wenn es groß war? Tücher sind kuschelig, wärmen, verstecken, decken auf…
Ich blickte wieder auf. Zu sehen waren nur noch ihr wehendes Haar, des Pferdes Schweif und durch mein Haar wehte ein wärmender Wind.
Heute weiß ich, es war gut die Seele zu behalten. Sie ist die Brücke zum Gestern. Und ohne das Gestern kein Heute. Sie ist ein Unikat. Sie ist mein Unikat!
Und morgen entscheide ich, was morgen anfällt und aus morgiger Sicht!
© Petra Müller
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